Auf dieser Seite möchte ich das Fahren der Züge auf der Modellbahn unter dem Gesichtspunkt "Fahren nach Fahrplan" näher beleuchten. Beim Vorbild haben Personen- und Güterzüge die Aufgabe Menschen und Güter von A nach B zu transportieren. Dies möglichst effizient und schnell. Das willkürliche Abfahren und Halten der Züge auf Bahnhöfen, Haltenpunkten und Stationen ist offensichtlich auf Modellbahnanlagen uneingeschränkt erlaubt. So scheinbar bis heute...

Allerdings lässt sich zunehmend feststellen, dass der Trend der Modellbahnanlagen, die neueren Aufbaudatums sind, zur Abbildung einer ganz konkreten Vorbildstrecke, -epoche oder -region hingeht. Sprich: Im Kreise fahren war gestern, wir holen das Draußen auf die heimische oder Clubanlage. Die Perfektion einiger Anlagen von Privatpersonen sowie MEC´s bei Landschaftsgestaltung, Gebäuden, Vorbildnachbildungen und Auswahl der Fahrzeuge etc. wird immer höheren Ansprüchen gerecht und trotzdem fahren unsere Züge meist noch planlos umher.
Wer zum Olymp der Modellbahnerei, den FREMO´s schaut, wird erkennen, was für eine Qualitätssteigerung das Fahren nach Fahrplan für den Fahrbetrieb auf der Modellbahnanlage mit sich bringt. Betriebsabläufe müssen geplant, Zugzusammenstellungen angepasst und auch Triebfahrzeuge zur richtigen Zeit bereitgestellt werden. In den Bahnhöfen und auf der Strecke müssen freie Gleise zur Verfügung stehen sowie Fahrzeiten in Einklang mit der Bedienbarkeit der Anlage gebracht werden. Weiterhin ist zu berücksichtigen, wieviele "Mitfahrer" den Verkehr steuern und ist der Aufbau der gesamten Steuerung für einen Fahrplanbetrieb ausgelegt.

hier der konkrete Fall Windbergbahn im Modell mit den bestehenden Betriebspunkten Possendorf, Hänichen und Speicherbahnhof. Letzterer ist für die konkrete Planung unerlässlich, enden und beginnen dort Züge genau wie in jedem anderen Bahnhof. Zukünftig wird der Bahnhof Bannewitz eingegliedert.

Welche Zugarten und Betriebsabläufe möchten Beispielsweise nachgestellt werden:
- Personenzüge
- Güterzüge
- Bauzüge
- Übergaben
- Lokwechsel
- Rangierfahrten (Mitnahme und Zustellung von Wagen von und zu den Güter- oder Abstellgleisen)
- Lz-Fahrt (Lokleerfahrt oder Lok zum Zug)

Wie ein grafischer Bildfahrplan bei der Bahn aussieht, dürfte jedem Hobbybahner bekannt sein. Somit gilt es, wie auch bei der großen Bahn, um die Umsetzung aller Bedarfe (Zugfahrten) in ein mehr oder weniger detailiertes Weg-Zeit-Diagramm. Auf der x-Achse sollte nicht nur der Bahnhofsname erscheinen. Die Aufstellung gelingt sehr viel leichter, wenn auch alle verfügbaren Gleise abgebildet werden. Somit besitzt der Bahnhof Possendorf 3 Gleise, der Bahnhöf Hänichen 2 Gleise und der Speicherbahnhof 3 Gleise für Zugfahrten. Neben-, Güter- und Abstellgleise sind im Bildfahrplan nicht mit aufgeführt.
Was ist auf der y-Achse? Natürlich die Zeit. Fängt bei 00:00 Uhr an und das "Planspiel" dauert in meinem konkreten Fall knapp zwei Stunden.

Als überaus praktisch für das Fahren mit Fahrplan auf einer Modellbahn erweist sich ein sogenannter Bahnhofsfahrplan. hier können neben Zeiten und Richtungen auch kleine Notizen eingefügt werden. Zum Beispiel das die Lok sofort nach Ankunft an das andere Ende des Zuges umgesetzt wird, ein Lokwechsel erfolgt oder eine Lz einen bestimmten Zug bespannen soll.
Jeder Zug hat eine Zugnummer und diese muss vergeben werden. Also habe ich mir ein Behelfchen geschaffen und die Loknummer dafür benutzt. So verkehrt der Personenzug mit der BR 98.001 mit der Zugnummer P 98001 und der Güterzug mit der BR 98.014 als Zugnummer G 98014. Das macht jeden Zug eindeutig, ganz gleich welche Wagen befördert werden. Das P steht für Personenzug, G für Güterzug, Lz für Lokleerfahrt, Ü für Übergabe und so weiter. Der Zug mit jeweiligen Zugnummer aus dem Fahrplan kann somit in kürzester Zeit auf der Anlage identifiziert werden.

Ein Bahnhofsfahrplan ist aber kein grafischer Bildfahrplan und hat einen entscheidenden Nachteil. In einem Bahnhofsfahrplan lässt sich optisch nur schwer erkennen, welche Gleise belegt sind. Bei der großen Eisenbahn eine Frage der Sicherheit, bei der Modellbahn eine Frage der Durchführbarkeit eines Fahrplanes. Denn wo bereits ein Zug steht, kann und darf kein zweiter verkehren.

Software:
Der Blick nach einer Software für einen grafischen Fahrplan / Bildfahrplan war die Folge. Eine Software, die die wenigen Erfordernisse, wie Zugnummer, Zuglauf, Fahrzeiten, Gleisbelegungen etc. grafisch in geeigneter Weise umsetzen kann. Die Suche im Netz war ernüchternd. Gibt es doch offensichtlich kaum Bedarf und somit ist das Angebot mager.

Zwei Tools sollte sich der Interessierte ansehen:

Zum Ersten der "Grafische Fahrplan" aus dem Hause "Railware". Sehr praktisch aufgebaut und für den Modellbahner grundsätzlich gut verwendbar. Neben dem Bildfahrplan lassen sich auch Bahnhofsfahrpläne mit Ankunfts- und Abfahrtszeiten abrufen. Ein kleiner Makel, der mir allerdings wichtig erscheint, beendete allerdings meine Entscheidungsfindung. Neben den Ankerpunkten von Zugfahrt und Bahnhofsgleis steht keine Zeitangabe. Sprich ich kann im laufenden Betrieb an diesem Punkt nicht ablesen, wann der Zug abzufahren oder anzukommen hat. Die y-Achse zeigt eine Zeiteinteilung in Halbstundenschritten. Eine somit geplante Unpünktlichkeit ist nicht mein angestrebtes Ziel.

Zum Zweiten das kleine aber feine Fahrplantool namens jTrainGraph von Moritz Scherzinger. Es ist rein auf Java aufgebaut und ich ziehe meinen Hut vor so einer Einzelpersonen-Programmierleistung. An diesem Programm wird auch aktiv entwickelt und verbessert. Seit 01/2014 ist die Version 2.0 verfügbar. Bei dieser Software fällt positiv auf, dass die Intervalle der Zeit- und Hilfslinien so eingestellt werden können, dass ein Ablesen der Abfahrts- und Ankunftszeiten direkt aus der Fahrplangrafik möglich ist. Richtiger Weise muss für ein und denselben Zug, der aber in Hin- und Rückrichtung verkehrt, auch eine gesonderte Zugnummer zugewiesen werden. Ein festes "verheiraten" der Zugnummer mit einer Zuggarnitur, ganz gleich welche Richtung befahren wird, wäre Bedarfsweise für den Modellbahner wünschenswert, aber entspräche nicht dem Vorbild.

Es wird keine Software geben, die alle Wünsche vereinigt, zumal die Hobbyklientel dafür eher klein ist. Es bleibt entweder der Griff zu Papier und Stift oder einer Tabelle im Excel. Es tut mir leid, diese Anwendung als billige Tabelle zu nutzen, ist Excel doch ein Kalkulationsprogramm mit schier unausreizbaren Funtionsumfang.

Kurzbeschreibung:
- In der linken Spalte sind die Zugnummern aufgeführt.
- In den Spalten rechts daneben sind die Zugfahrzeiten abgebildet, entsprechend den in der Kopfzeile dargestellten Gleisen der Bahnhöfe mit Unterteilung "an" und "ab".
- Aus praktischen Gründen wird die mittlere Spalte für die Angabe der Uhrzeit genutzt. Sie bildet das optische Zentrum für den Bahnhofsfahrplan links und dem grafischen Fahrplan rechts.
- In den Spalten rechts ist der grafische Bildfahrplan dargestellt. Alle Zugarten sind durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet. Jede Abfahrt, Durchfahrt oder Halt ist mit der Minutenangabe markiert. Eine Zugnummer ist über den gesamten Zeitverlauf mit einer Linie gekennzeichnet und somit sind besetzte Gleise sofort ersichtlich.

Da die ca. 150 Zeilen den normalen Sichtbereich eines Monitores oder Laptops überschreiten, wurde der Datei ein kleines VBA-Makro hinzugefügt. Automatisch markiert es jede Minute die entsprechend aktuelle Zeile, zeigt die aktuelle Zeitangabe in einer bestimmten Zelle und scrollt das Tabellenblatt auf dem Monitor stetig einen Schritt nach oben. Somit erscheint der aktuelle Zeit- und Aktionsbereich immer auf Monitormitte und ein händisches Eingreifen oder Nachfassen mit der Maus entfällt. Sprich: Nach dem Start der Fahrplandatei brauchen nur noch die Fahrwege und Züge an den Anlageteilen bedient werden.

Diese sicherlich nicht lückenlose Ausführung zum Thema Modellfahrplan sollte als Anregung für Überlegungen zu einem interessanteren und ernsthafteren Modellbahnbetrieb dienen. Die hinter den verwendeten Zugnummern eingesetzten Fahrzeuge finden Sie im Abschnitt Zugbildung abgebildet. Fragen oder Meinungen sehr gern hier oder per E-Mail.